«Ich kann wortwörtlich die Früchte meiner Arbeit ernten», sagt Peter Schuler (48) und fügt lachend an: «Und trinken!» Wir stossen in seiner Weinstube mit einem Heidegger Cuvée an. Auf Heidegg und die WB-Sommerserie. Mein erstes Urteil: Der Cuvée schmeckt gut in der Nase. Er ist vollmundig und lieblich im Abgang.
Peter Schuler führt seit 1989 als Rebmeister das Weingut Heidegg, zuerst für den Kanton Luzern, seit 1998 in eigener Regie. «Gibt es einen schönen Herbst, ist auch heuer ein Spitzenjahr möglich.» Rund sechseinhalb Hektaren gross ist sein Weingut. Jährlich steht er mit seinem vierköpfigen Team rund 1’000 Arbeitsstunden pro Hektare im Einsatz. Eine Ernte von 800 Gramm Trauben pro Quadratmeter sei die Regel. Aus einem Kilogramm Früchte lassen sich sieben Deziliter edlen Tropfen gewinnen. Rund 50’000 Flaschen gibts jährlich aus dem Eigenanbau, weitere 70’000 keltert er für fremde Weingüter.
Peter Schuler füllt unsere Gläser ein zweites Mal mit Weissem. Woher er sein Wissen hat? Der St. Galler lernte einst Weinbauer auf Gütern an der Zürcher Goldküste und in Hallau. Später bildete er sich zum Weinküfer (also Weinmacher) und am Tech als Oenologe aus. «Das Kreieren von neuen Weinen ist faszinierend.» So experimentiert er etwa mit neuen Hefetypen beim Gärungsprozess, mischt Sorten oder lagert einige Weine im Holzfass statt im Stahltank. Auf Heidegg macht Peter Schuler aus 15 Rebsorten rund 30 verschiedene Weine. Etwa RieslingxSylvaner, Blauburgunder Spätlese oder Merlot im Barriqueausbau. Und einen solchen probieren wir jetzt. «Ein Glas Roten ist gesund.»
Weinabbau hat auf Heidegg Tradition. Um 1300 bepflanzte ein Nachfahre von Ritter Heinrich den steilen, sonnenverwöhnten Burghügel mit Reben. Heidegg wurde zum Seetaler, später zum Luzerner Weinschloss. Anfang vom 20. Jahrhundert machten die Industrialisierung und vor allem die Reblaus den Trauben den Garaus. Der Kanton startete 1951 eine neue Ära am Burghügel. Rebmeister Josef Zemp leistete während Jahrzehnten grosse Aufbauarbeit. «Er war ein Pionier», sagt Peter Schuler. «Dank ihm wurde Heidegg zur Wiege des neuen Luzerner Weins». In den letzten 20 Jahren hat sich im Kanton Luzern die Fläche der Rebberge auf 40 Hektaren verdoppelt.
Und so standfest war ich nach dem Degustieren.