Rings um die kahlen Betonmauern des Klosters gedeiht ein prächtiger Garten. Trauben und Kiwis ranken sich um die Pergola. Normalerweise schaut Schwester Ursula, die gerade zwei der insgesamt drei Wochen Urlaub einzieht, bei Zucchettis, Tomaten, Salat und Kürbis, Bohnen und Gurken zum Rechten. Nur der Randen wollte heuer nicht recht gelingen. Trotz Gottes Segen: Vor Wetterkapriolen ist auch das Kloster Marienburg nicht gefeit.
Schwester Benediktas (Bild) Schützlinge sind über den ganzen Garten versät: Die 79-Jährige hegt und pflegt eine Vielzahl von Heilkräutern und -gräsern. Angefangen bei der Ringelblume über den Wallwurz bis hin zur Zitronenmelisse. Nicht zu vergessen Minzensorten, so weit das Auge reicht. Ob Orangenminze oder Englische Minze, Apfel-, Ananas- oder Krauseminze: Die ursprünglich aus Gommiswald SG stammende Schwester kann aus dem Vollen schöpfen. Für viele Gebrechen weiss Kräuterfrau Benedikta Rat. Täglich eine Tasse Antigrippentee im Herbst schützt vor Bettlägrigkeit im Winter, Goldmelissensirup oder Hopfentee verhilft zu einem guten Schlaf, ihr Kräuter-Magenbitter bringt jeden Magen wieder in Schwung. Selbst reibt sie sich täglich Wallwurz-Salbe ein, eine „natürliche Geheimwaffe“ aus Melkfett gegen ihre Rückenschmerzen.
Ihre Mittelchen und Unterstützung bringen auch ihre Mitschwestern stets wieder auf die Beine. Der einen hilft sie beim Anziehen der Gummistrümpfen, der anderen beim Baden. Besondere Aufmerksamkeit geniesst Schwester Benigna – nicht von ungefähr. Im März durfte diese ihren 99. Geburtstag feiern und ist somit die älteste Wikoner Schwester überhaupt. Sie lässt sich von ihrer jüngeren Mitschwester die Haare waschen. „Es ist schön, der Gemeinschaft zu helfen und voneinem reichen Kräuterfundus in der unmittelbaren Umgebung profitieren zu können“, sagt „Hausapothekerin“ Benedikta.
Auch für die WB-Redaktorin hat der Gartenrundgang unverhofft gefruchtet: Zum Schluss überreicht ihr Schwester Benedikta eine „gluschtige“ Teemischung aus Sonnenblumen, Malven, Zitronenmelisse und Orangenminze.