Königinnen brauchen Gift für langes Leben

4 Blick auf Gesamtanlage

Ich habe dem Schlossgärtner bei der Rosenpflege über die Schultern geschaut. Er ist ausgerüstet mit einer Schere, aber ohne Handschuhe. «Die Stacheln haben sich an mich gewöhnt.» Einen halben Zentimeter oberhalb des dritten voll ausgebildeten Blattes schneidet er Triebe mit verdorrten oder zerzausten Blüten weg.

Ich will den Schlossgärtner bei der Arbeit fotografieren. «Kommt nicht in Frage». Er sei und bleibe ein stiller Schaffer. «Mach besser von den prächtigen Rosen Bilder. Sie sind die Stars, die Beachtung verdienen.»

2 Rose einzeln

Bis Ende November blühen viele der Edelrosen ein zweites oder gar ein drittes Mal. Aber nur, wenn die Pflege stimmt. «Und die ist aufwendig», sagt Pius Thali. Pro Jahr sei er 700 bis 800 Stunden im Rosengarten am Schaffen. Grund: Rosen sind extrem krankheitsanfällig.

Ob Mehltau, Sternrusstau oder Rost, ob Blattrollwespe, Läuse oder Dickmaulrüssler: «Ohne Spritzen alle 14 Tage würde es hier strub aussehen.» Pius Thali gibt mir Einblick in sein Gifttagebuch. Nur ein gezielter Gifteinsatz garantiere den Königinnen ein langes Leben.

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3 Aufstieg

Übrigens: Ich kenne ein nettes Geschichtchen zur Geschichte des Rosengartens: «Hier sollen Rosen blühen!», sagte anno 1951 der Deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer bei einem Besuch. Dieser Ausspruch kann als Startschuss der Heidegg als Rosenschloss der Schweiz bezeichnet werden. «Doch nach 50 Jahren war das Erdreich rosenmüde», berichtet Schlossgärtner Thali. Es musste frisch Ackererde her. Gleichzeitig wurde der Rosengarten neu gestaltet. Einst wuchsen im Garten 480 Sorten, heute noch deren 180. Dafür je 20 Stöcke derselben Edelrose. «Weniger ist mehr», sagt Pius Thali. «Das Gesamtbild ist schöner.»

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