Sommerserie 2019 – Wir machen Ferien

Dienstag, 23. Juli, 13:30

WB-Tester Thomas Blümli (links) im Gespräch mit Pfarreileiter Sepp Hollinger.

Tester Blümli besucht Ort der Kraft

Der zweite Sommerserie-Test führt WB-Reporter Thomas Blümli in die Klosterkirche St. Urban. Diese ist bekannt für ihre Kraftpunkte. Pfarreileiter Sepp Hollinger zeigt dem Reporter, wo sich die Kraftorte befinden und wie er sie während seiner meditativen Gottesdienste einsetzt. Wie reagierte er auf die Kräfte? Die Antwort gibt ein Video, das gleichtags mit der WB-Freitagsausgabe unter www.willisauerbote.ch und www.wb-sommerserie.com zu sehen ist.

Dienstag, 23. Juli, 13:10

Die Kochgruppe Majoran: Trudi Schnider, Hanni Loosli, Vreni Frey, Dorlj Heiniger, Kathrin Gygax und Sophie Willimann.

Zu Gast bei der Kochgruppe Majoran

Trudi Schnider ist mit 74 Jahren die Jüngste, Hanni Loosli mit 98 die Älteste. Zusammen mit Vreni Frey, Dorlj Heiniger und Sophie Willimann sind 417 Jahre Lebenserfahrung im Sonnestübli des Alterszentrum Murhof vereint. Doch die Kochgruppe „Majoran“ nimmt Jüngling Bossart mit offenen Armen auf. Mein Job: Reis kochen, derweil die Damen Salat waschen, „Ghackets“ für die gefüllten Tomaten anbraten und ihren Gast darauf hinweisen, dass er ruhig kräftig würzen dürfe. „Machs e chli rassig“, sagt mir Trudi.

Jede zweite Woche sind die fünf Frauen unter der Leitung von Kathrin Gygax am Kochen. Kommt gutbürgerliche Küche auf den Teller? Vreni Frey schüttelt den Kopf. „Wir sind experimentierfreudig. Ein peruanischer Salat, spanische Teigtaschen oder ein Gericht mit asiatischem Touch haben neben Omeletten oder Gemüselasagne durchaus Platz.“

Wie immer endet das Essen auch heute bei Kaffee und Dessert. Es gibt einen süssen Kirschenbecher. Es wird „brechtet“. Thema Nummer 1: „Junggüggel“ Jimmi. Als neuer Chef der Murhof-Hühnertruppe mache er sich gut. Doch Krähen – dies müsse er doch noch besser lernen, so das Urteil der fünf Damen.

Trudi, Hanni, Vreni, Dorlj und Sophie: Würden Sie bei einer Kochsendung mitmachen, sie bekämen die Höchstpunktzahl. Das Essen war super, die Gastfreundschaft im Murhof noch besser. Mit zwei Bildern im Gepäck kehre ich auf den Turm zurück. Trudi schenkte mir ein wunderschönes Mandala und Marianne Schär überreicht mir eine Zeichnung von einem braunen Hengst mit schwarzer Mähne und blauen Augen.

„Mach den Reis ruhig etwas rassig“

TrUdi Schmid, Murhof-Bewohnerin und Mitglied der Kochgruppe Majoran

Dienstag, 23. Juli, 7:45

Meine Gäste auf dem Turm: Elija, Dominik, Joel, Noah und Sophia mit Katja Meyer sowie Meinrad und Manuela Kunz.

Versprochen ist versprochen

Beim Feierabendbier haben mich die Kinder des Bourbakiweges gestern überrascht und mit treuherzigen Augen gefragt, ob sie mit mir auf den Turm steigen dürfen. Doch es war bereits am Einnachten. So lud ich sie heute ein, mit mir die 140 Stufen hinauf in himmlische Höhen zu unternehmen. Und punkt 7.45 Uhr standen Noah, Dominik, Elija, Joel und Sophia auf der Matte, respektive dem Kirchenvorplatz. Rauf in den Turm, Glocken und Uhrwerk bestaunen, die Aussicht auf dem Balkon geniessen und Sepp und Doris Hollinger zuwinken. Dominik hielt dabei fürs Familienalbum alles per Fotoapparat fest.

Ich muss mich nun sputen. Im Murhof beginnt um 9.30 Uhr meine Küchenlektion. Ich darf mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Alterszentrum Zmittag kochen. Bin gespannt, wen ich alles kennenlerne!

Dienstag, 23. Juli, 5:45

Ding Dong: Spätestens um 5.45 Uhr ist es mit dem Schlaf vorbei. Heiliger Bim-Bam. Die Glocken auf dem Kirchturm sind ganz schön laut.

Ein neuer Tag beginnt

Eine unruhige Nacht (die St. Urbaner Glocken sind ganz schön sonor) gehts auf in den zweiten Ferientag. Bevor ich ausfliege, um mit Bewohnern des Alterszentrums Murhof einen halben Tag in der Aktivierungstherapie zu verbringen, geniesse ich den Blick hinaus in die erwachende Landschaft. Und da wäre ja noch die per Facebook eingetroffene Einladung von Klosterbäcker Urs Kunz. Ein ofenfrisches Gipfeli lockt…. ich melde mich mal ab.

Montag, 22. Juli, 22:51

Das Klosterpastetli von Löwen-Wirt Urs Burch hat seinen Namen verdient.

St. Urban zum (Fr)Essen gern

Spätestens seit dem Nachtessen im Klostergasthaus Löwen habe ich mich in das kleine Dorf am nördlichsten Zipfel des Kantons Luzern verliebt. Wirt Urs Burch serviert mir ein Klosterpastetli. Dass bei diesem Gericht die Füllung von der Klostermetzgerei Haas und die Blätterteigkruste von der Klosterbäckerei kommen, ist das Eine. Dass die Pastetli den Türmen der Kirche nachempfunden sind, das Spezielle. Kurzum: St.Urban muss man(n) einfach zum (Fr)Essen gern haben.

Anschliessend an den Gaumenschmaus gings an den Stammtisch. Ich prostete mit dem Pfarreileiterehepaar Sepp und Doris Hollinger an, lernte Hans Mehr kennen und hörte den amüsanten Neckereien zu, mit denen sich Sepp Imbach und Eugen Studer bedachten. Der eine ist ein überzeugter St.Urbaner, der andere ein waschechter Pfaffnauer. In Fussballsprache ausgedrückt kommt dies einem Spitzenspiel zwischen Basel und YB gleich.

Am späteren Abend trifft eine Delegation aus dem Bourbakiweg in der Gartenbeiz ein. Dies, weil Dominik Kunz (13) seine Nachbarin Katja Meyer bezichtigte, Fake News zu verbreiten. Beim Baden hatte sie den Kindern am Nachmittag erzählt, dass ein Reporter auf dem Kirchturm übernachten werde. „So etwas macht doch kein normaler Mensch“, war Dominik überzeugt. Hingehen und ansehen war die Devise der Kids. So trudelten sie mit Katja Meyer und Pia Studer sowie Hund Lucy vor dem Turm ein.

Dieses Engagement soll belohnt werden. Ich habe Dominik und seine Gspändli morgen Dienstag um 7.45 Uhr eingeladen, mit mir auf den Turm zu steigen. Darum gilt für mich: Computer runterfahren und allen Lesern eine gute Nacht wünschen.

Montag, 22. Juli, 16:52

Der Trübelbachweiher: Er liegt unterhalb des Alterszentrums Murhof, direkt beim Start des Vita Parcours.

Runter vom Turm, rein ins Paradies

Es ist heiss. Sehr heiss an diesem Montagnachmittag. Und wer auf einem Kirchturm der Sonne noch näher ist, sucht das Weite. Auf meinem Nachmittagsspaziergang finde ich unterhalb des Alterszentrum Murhof eine Oase der Ruhe: ein Bänklein am Rande des Trübelbachweihers. Die ausladenden Äste der Weiden spenden Schatten und hindern gleichzeitig nicht den Blick auf die mit grünen Algen überzogene Wasserfläche. Hier dreht ein Blässhuhn-Pärchen mit seinem Jungen ihre Runde. Schmetterlinge, Libellen und Nektar suchende Hummeln sorgen für Unterhaltung. Dies an einem Ort, der nicht nur direkt in der Nähe des Klosters liegt, sondern eine direkte Verbindung zu diesem hat.

Mitte des 15. Jahrhunderts stauten die Zisterzienser-Mönche des Klosters St. Urban das Trübelbächlein mit einem Wall aus Lehm zu einem circa drei Hektaren grossen Karpfenteich. Dieser erstreckte sich bis weit hinein in den Chlosterwald. Nach der Auflösung des Klosters wurde der Teich abgelassen, der Damm abgetragen und die Fläche für die Landwirtschaft urbar gemacht. Bis 1999 insbesondere auf Intervention des Vereins Lebendiges Rottal der Trübelbachweiher wieder Form annahm. Zwar ist dieser heute sechsmal kleiner als zur Zeit der Mönche, doch nicht minder schön.

Montag, 22. Juli, 15:45

Hören statt lesen: Bernhard Minder macht mit den Klosterführungen seit über 12 Jahren die Geschichte des Klosters St.Urban erlebbar.

Geschichte, die lebendig wird

Über 270 Seiten dick ist der Lesestoff, den ich mit in mein Gepäck nahm. „St.Urban 1194 – 1994“ heisst der Wälzer, in dem ich mich in die Geschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters einlesen kann. Doch ich wähle an diesem heissen Nachmittag einen viel bequemeren Weg.

Ich treffe Bernhard Minder. Der 58-jährige St.Urbaner macht seit über zwölf Jahren Führungen durch die Klosterkirche. Von ihm erfahre ich unter anderem, dass mein Horst auf 57 Metern Höhe eigentlich nie hätte gebaut werden dürfen. Denn: Bei den Zisterziensern galt ein Turmbau-Verbot. Abt Malachias Glutz umging dieses anno 1711 mit einer List. „Der vordere Teil der Kirche und die damit verbundenen Türme sind für die Laien“, rechtfertigte sich Glutz gegenüber Nicolas III, der dem Orden vorstand. Der Abt vom Mutterkloster in Citeaux konnte dem St.Urbaner Bauvorhaben wenig abgewinnen und hatte bei dessen Bekanntgabe seinen Unmut mit einem geharnischten Brief kundgetan. „Gegen Malachias äusserst grosszügige Regelauslegung war er letztlich machtlos“, sagt Bernhard Minder.