Autor: WBlog

Ferien auf Balkonien

Dem Himmel ein Stück näher: Dies war WB-Reporter Stefan Bossart. Als Ferienort wählte er den rechten Balkon der St.Urbaner Klostertürme.

«Der chrampfende König tritt ab»: Unter diesem Titel schrieb der WB-Reporter im November 2011 ein Porträt über den scheidenden Klinikdirektor Urs-Peter Müller. Um diesen Artikel zu bebildern, stiegen die beiden auf den 57 Meter hohen Turm der Klosterkirche. Das Foto von damals kam Stefan Bossart bei der Suche nach einer Feriendestination wieder in den Sinn. Die Idee, Urlaub auf Balkonien zu verbringen, nahm ihren Lauf. Dank einer Sonderbewilligung von Kirchmeierin Beatrix Imbach und dem heutigen Klinikdirektor Peter Schwegler stand seinem Vorhaben nichts mehr im Wege. Mit Mätteli, Schlafsack, Camping Stuhl und Co. ging es für drei Tage 140 Treppenstufen hoch in himmlische Gefilde.

Freitag, 26. Juli, 6.31 Uhr

Morgenidylle über dem Zenhof

Guten Morgen!

Nach einer Nacht mit zwei, drei Mücken und vielen, vielen Fliegen stehe ich etwas gerädert auf. Spüre die harte Büez vom Vortag, aber geniesse auch die wundervolle Morgenstimmung, die sich mir bietet, wenn ich nach draussen gehe. Wow! In knapp einer Viertelstunde startet Marc Häfliger sein Morgenritual. Mehr dazu später.

Donnerstag, 25. Juli, 18.32 Uhr

WB-Reporter wird zum Traktorfahrer. Unterwegs mit einem über 50 Jahre alten Bührer.

Strohballen um Strohballen

Von wegen Ferien! Seit 15.30 Uhr sind wir zu dritt auf dem Feld und laden Hafer-Stroh auf den Lader. Rund 30 Kilogramm schwer sind die Strohballen. Geschätzte 250 Ballen haben wir schon wieder abgeladen. Während Repoter Weber auf dem Feld mit dem Traktor umhertuckert – übrigens eine Premiere für ihn – muss er beim Abladen auch mitanpacken. Entsprechend müde schaut er zurzeit aus der Wäsche. Ein kurzes Video gibt es später, jetzt wird schon bald gegrillt.

Donnerstag, 25. Juli, 14.05 Uhr

Marc Häfliger erklärt dem Ferienchecker, warum Gerstengras Superfood ist.

Die Dreharbeiten

Ich war noch beim Kaffee, als mich meine Redaktionskollegen auf dem Zenhof besuchten: Ferienchecker Thomas Blümli und Online-Chef Corsin Mattmann. Sie drehten das Vorschau-Video und liessen Marc Häfliger den Betrieb vorstellen. Nachdem die scheuen Zebus dann auch endlich nicht mehr das Weite suchten und vor der Kamera flohen, kam der Ferienchecker zum Zug. Er durfte an Löwenzahn, Spitzwegerich, Labkraut, Himbeere, Erdbeere oder Knaulgras kauen – und natürlich auch am Gerstengras. Ob er erkannt hat, bei welchem Gras es sich um Gerstengras handelt? Sie erfahren es zu einem späteren Zeitpunkt unter http://www.willisauerbote.ch oder wb-sommerserie.com.

Donnerstag, 25. Juli, 10.19 Uhr

Hölzig Chäppeli, 1787

Sie bringt Glück im Stall

Mit einem Fünfminuten-Marsch erreiche ich einen Hügel, wo sich wunderbare Landschaftsfotos machen lassen. Und ich erblicke die St. Antonius-Kapelle, auf dem Weg vom Badachthal nach Ohmstal. Die einen sagen ihr Hölzig-Chäppeli, andere Toni-Kapelle, wiederum andere Söitoni-Chäppeli. Eigentlich ist es egal. Geweiht ist sie dem Bauernheiligen Antonius dem Einsiedler, wie wir dem Artikel von Hans Marti aus der Heimatkunde im Band 46 entnehmen. Sie stammt aus dem Jahr 1787. Im Innern der Kapelle ist ein Bild des Heiligen zu sehen. Die Kapelle soll einerseits Glück im Stall bringen, aber auch vor Ungewitter schützen.  

Donnerstag, 25. Juli, 8.54 Uhr

Der Zenhof, einstiger Gibelhof in Ebersecken.

Angekommen


Mein Ferienort für die nächsten drei Tage, zwei Nächte ist der Zenhof in Ebersecken. Idylle pur: Weit draussen im Grünen, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, es duftet nach Landwirtschaft. Meine Gastgeber sind Marc, Daniela, Dario, Ilena, Marius und Kailash – eine sechsköpfige Patchwork-Familie. Ein Gruppenfoto gibt es erst später. Grund: Dario (11) und Ilena (9) geniessen zurzeit ihre Ferien beim Grosi, fehlen darum. Stattdessen spaziere ich mit der Kamera um den Hof und schiesse ein paar Bilder. Es ist quasi ein sanfter Start in den Tag – später wird’s noch streng genug. Die Büez wartet und für mich gibt’s eine Premiere. Welche, erfahren Sie später.

Mittwoch, 24. Juli, 6:48

Gestern habe ich mit Pfarreileiter Sepp Hollinger noch für sie „geheut“: die Jakobsschafe unterhalb der Kirchtürme.

Schlaflos glücklich in St. Urban

Wie Schalmeien tönen die Glöcklein, welche die Jakobsschafe um den Hals tragen. Die sieben Vierbeiner weiden glückselig auf dem grünen Flecken Erde unterhalb der Kirchtürme, geniessen die morgendliche Kühle. Nein. Sie waren es nicht, die mich heute Nacht um den Schlaf brachten. Dafür waren schon mehrere Tonnen Stahl nötig, die viertelstundenweise mit einem Hammer angeschlagen wurden und morgens um 5.45 Uhr gar ins Schwingen kamen.

Doch jammern? Dafür gibt es trotz Augenringen keinen Grund. Ich hatte drei wunderschöne Tage in St.Urban. Reich an Begegnungen, reich an Gesprächen. Ein herzliches Dankeschön gebührt Kirchmeierin Beatrix Imbach und Klinikdirektor Peter Schwegler, die meine beiden Übernachtungen in himmlischen Höhen erst ermöglichten, sowie dem stellvertretenden Sakristan Othmar Steffen. Er stand mir zu jeder Zeit mit Rat und Tat zur Seite.

Es gab viele, sehr viele, die dazu beitrugen, dass ich meine Ferien auf dem St. Urbaner Kirchturm nie vergessen werde: das Löwen-Wirtepaar Urs und Christa Burch inklusive den illustren Stammtischrunden, Pfarreileiter Sepp Hollinger und seine Frau Doris, die Kinder vom Bourbakiweg, Kirchenführer Bernhard Minder, die Kochgruppe Majorn vom Murhof und und und…

Vergelts Gott, liebe St.Urbaner! Müde, aber mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht reise ich heute aus meinen Ferien zurück in den Arbeitsalltag. Der Böttu-Bus steht gepackt bereit.

Auf Wiederlesen im Freitags-WB!
stefan.bossart@willisauerbote.ch

Dienstag, 23. Juli, 16:00

Siebentage Woche und 2000 Überstunden hinterliessen Spuren: Annas Batterien waren leer.

Ausgebrannt –
wenn Arbeit krank macht

Sich Auszeiten gönnen, die Seele baumeln lassen: Was die WB-Crew in der Sommerserie propagiert, musste Anna K. in der Klinik wieder lernen.

Glücklich verheiratet, Mutter von zwei mittlerweile erwachsenen Kindern. Ein schönes Eigenheim. Einen tollen Job. Anna hat Karriere gemacht, stieg von der einfachen Angestellten in den Kader auf. Sie ist verantwortlich für die Führung von rund 300 Mitarbeitenden. „Mir fehlte nichts, um glücklich zu sein“, sagt sie, hält inne und fügt an: „Ausser jene Zeit, die ich mir selbst nie gegönnt habe.“ Eine Unterlassungssünde, die sie teuer bezahlte. Burnout. Eine Diagnose, die laut Schätzungen jeder siebte Schweizer Arbeitnehmende ereilt. Anna gehört dazu.

Ihre Geschichte können Sie in der Printausgabe des „Willisauer Bote“ vom Freitag lesen.

„Mir fehlte nichts um glücklich zu sein. Ausser jene Zeit, die ich mir selbst nie gegönnt habe.“

Anna K.*, Burnout-patientin
* Name von der Redaktion Geändert

Dienstag, 23. Juli, 15:02

Fritz Geissbühler von der Kirchturmtechnik Muff AG aus Triengen ölt das Räderwerk der St.Urbaner Kirchturmuhr.


Süsser die Glocken nie klingen….

Ein weisser Bus auf dem Kirchenvorplatz lässt mich staunen. Kirchturmtechnik Muff AG: Der Schriftzug auf dem Kastenwagen nährt Hoffnung. Vielleicht, ja vielleicht hat der Kirchenrat die Fachmänner aus Triengen kommen lassen, um die Glocken für den Feriengast etwas leiser zu machen…

„Im Gegenteil“, sagt Fritz Geissbühler. Ich treffe den 58-jährigen Emmentaler im Turminnern an, sehe wie er mit dem Ölfläschchen in der Hand seiner Arbeit nachkommt. Der jährliche Service steht an, die Anlage wird kontrolliert und die mechanischen Teile geschmiert. Herrgott! Süsser die Glocken erklingen… Mir steht eine weitere unruhige Nacht bevor.

„St.Urban ist bezüglich Umfang der Kirchturmtechnik mit der Klosterkirche in Einsiedeln zu vergleichen“, berichtet Fritz Geissbühler und fügt an: „Obwohl ich bei diesen heissen Temperaturen auf zwei Türme steigen muss, macht die Arbeit an einer solch gewaltigen Anlage Spass.“ Nicht zuletzt, weil sie tipptopp in Schuss sei. „Bei der Kirchenrenovation in den Neunzigerjahren waren Leute am Werk, die etwas von ihrer Arbeit verstanden.“


„Die Kirchturmtechnik in St.Urban ist mit jener in der Klosterkirche in Einsiedeln zu vergleichen.“

Fritz Geissbühler, Servicetechniker, Kirchturmtechnik Muff Ag