Sommerserie 2016 – Taglöhner

Zu Besuch in der Igelstation

Nächster Einsatz für Taglöhner Birrer. Karl „Kari“ Langenstein aus Wauwil hat angerufen. Ob ich ihm beim Putzen der Igelstation und beim Füttern der stachligen Zeitgenossen helfen könnte? Natürlich. Kaum ist die Station betreten, tritt dem Taglöhner ein zünftiger Mief entgegen… „Man muss wissen: Igel sind ‚Stenkcheibe'“, sagt „Kari“ Langenstein und lacht. Seis drum… Die umfunktionierten Kaninchenställe müssen gesäubert, Wasser und (Katzen-)Futter aufgefüllt werden. Nach der „Büez“ das „Vergnügen“. Der Taglöhner darf bei der „Auswilderung“ eines Igels dabei sein…

Die Auswilderung eines Igels

Karl „Kari“ Langenstein erklärt, wann der Zeitpunkt gekommen ist, um einen Igel aus seiner Obhut zu entlassen und worauf es bei der Auswilderung ankommt…

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Einsatz am Limit

Ziemlich gross ist die Aufregung bei Taglöhner Patrik Birrer und Reporterin Anja Meier, als sie von Maya Lang aus Nebikon zu Hilfe gerufen werden: Eine Hecke gilt es zu schneiden. Zum Glück für die beiden hilft Maya Langs Mann Vinzenz kräftig mit. Langsam aber sicher werden der Taglöhner und die Elektro-Heckenschere Freunde. Dem Buchenhag gehts an den Kragen. Und weil Gartenarbeit Hunger gibt, tischt Maya Lang den beiden Gehilfen gleich noch ein superfeines Zmittag auf. Widerspruch ist zwecklos.

 

Die Schiffsmannschaft

Taglöhner Bossart ist auf dem Tankschiff angekommen und schliesst Bekanntschaft mit der Mannschaft. Eine kurze Vorstellungsrunde:

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Claudio Achermann ist mein Ticket: Dank dem 22-jährigen Nebiker kann ich auf der 110 Meter langen und 11,25 Meter breiten „Piz Julier“ mitfahren. Claudio stammt ursprünglich aus dem Urnerland. Mit fünf Jahren zog er mit seiner Familie von Altdorf ins Luzerner  Wiggertal. Nach der obligatorischen Schulzeit heuerte er mit 16 Jahren als Matrose auf dem Rhein an. Mittlerweile hat der Jüngste der Crew das Rheinpatent gemacht,  könnte die Führung über ein Schiff übernehmen. Von seinen Kollegen wird er als wandelndes „Schiffs-Lexikon“ bezeichnet. Warum er sich keinen schöneren Beruf als Seemann vorstellen kann, Lesen Sie in der Printausgabe vom Mittwoch.

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Alle nennen ihn John. Doch eigentlich heisst der 41-jährige Matrose der „Piz Julier“ Ionut Moisescu . John ist glücklich verheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter und stammt aus Rumänien. Alle drei Wochen fliegt er nach Hause. Jeweils für drei Wochen. Auch dort geht ihm die Arbeit nicht aus. Sein zeitintensives Hobby: John ist begeisterter Gärtner, zieht Rosen, Rhododendren und Hyazinthen.

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Paul Dinu (45) ist wie John ebenfalls verheiratet, Vater von zwei Kindern und stammt aus Rumänien. Als Schiffsführer lässt er auf der „Piz Julier“ die Knöpfe und Hebel tanzen, lenkt den 110 Meter langen Koloss sicher durch die engsten Schleusen am Rhein. Was er dabei am liebsten hört? „Gotthard und Bon Jovi“. Lass es rocken, Paul!

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Der polnische Schiffsführer Piotr (56) – im Bild hinten- stellt sich als «Gott des Frachters» vor. Der Seebär mit silberner Brille war einst Ingenieur in einer Kupfermine in Krakau, leitete dort ein Team von 30 Leuten. Seit 13 Jahren ist der Rhein sein Zuhause. Piotr schippert bei «der besten Firma und mit den besten Leuten» zwischen Rotterdam und Basel hin und her. Ein Typ zum Pferdestehlen.

 

 

Der lange Trip für den Taglöhner

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Blick auf die Altstadt Antwerpen und die Liebfrauenkathedrale.

Ein Matrose aus dem Luzerner Hinterland? Gerade so gut könnte ich auf dem Rheingrund nach Perlen tauchen, sagte der Angestellte des Rheinhafens. Aber einen Seebären aus Basel könne er mir problemlos vermitteln. Keine Option. Zu wenig lokal für den «Willisauer Bote». Die Suche geht via Facebook weiter. Und siehe da: Den Hinterländer Schiffsmann gibts. Edith Egli,  administrative Leiterin der Jugendbrassband Nebikon-Altishofen-Schötz, erinnerte sich an ihren ehemaligen Kornettisten: Claudio Achermann, 22-jährig, gebürtiger Urner, aufgewachsen in Nebikon. Ein paar Telefonate später ist mein Tagelöhner-Job perfekt und die Vorfreude gross.

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Angekommen auf dem Zeltplatz „Molen“ in Antwerpen: Der Opel von Taglöhner Bossart hat 699,3 Kilometer mehr auf dem Tacho.

 

Planänderung
Treffpunkt am Auhafen in Birsfelden. So wars geplant. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. „Ein Matrose muss belastbar sein“ heisst es schliesslich schon im Stellenbeschrieb. „Sehr geehrter Herr Bossart. Die Ausgangslage hat sich verändert“, teilt mir Alessandra Marelli Disponentin der Firma Fluvia mit. Zwei Sätze, mit Folgen. Statt in Birsfelden bei Basel soll ich in Antwerpen anheuern. 699,3 Kilometer und sieben Fahrstunden entfernt. Und so verbringe ich meine zweite Ferienwoche nicht wie geplant im Berner Oberland auf dem Bike, sondern lasse den Bleifuss sprechen. Autobahn und Tempomat lassen grüssen. Ich sagte „Bonjour“ in Colmar und Strassbourg, „gudden Dag“ in Luxemburg, lasse als waschechter Schweizer Brüssel links liegen und meldet mich schliesslich mit „can you speak English“ auf dem Campingplatz in Antwerpen an – flämisch ist nun wirklich nicht mein Ding.

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Wer in Antwerpen zur Party will, sollte die Augen offen halten.

Brücke? Tunnel!
Ah! Swiss? Wir verstehen uns von Anfang an. Marie Claire, die nette Dame am Camping-Empfang. Das Eis bricht „Principessa“, die dreifarbige Katzendame, der ich ein paar Streicheleinheiten verpasse. Item. Marie Claire kopiert meine ID. „Swiss are good“, sagt sie. Die Frage, wie sie zu ihrem Urteil kommt, scheitert an den Englischkenntnissen von ihr und mir. Doch sie reicht mir den Stadtplan. Ein Kreischen für den Zeltplatz. Ein Kreischen für die Ausgangsmeile. Dazwischen dick und fett die Schelde. Rund 500 Meter breit. Gemacht, dass selbst Kreuzfahrtschiffe mitten in Antwerpen  andocken können. Den Fluss aufwärts solle ich gehen. Rund drei Kilometer. Bis zum gelben Haus. Und dann die Flussseite wechseln. Et voilà. Dann sei ich mitten drin statt nur dabei, da wo „a lot of fun“ herrsche, das belgische Bier fliesse und Strassenmusiker den Ton angeben. Bis zum gelben Haus. Ich bin da. Eine Brücke? Fehlanzeige. Die Party muss ohne mich stattfinden. Die Schelte für Marie-Claire bleibt nicht aus. „No Bridge“. sage ich izu hr. Sie lacht. Mittlerweile weiss ich wieso. In Antwerpen geht Man(n) nicht übers Wasser, sondern unter diesem hindurch. Tunnel verbinden die einzelnen Stadtteile. Schiffe haben Vorfahrt.

 

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Wer über die Schelte auf die andere Flusseite will, geht unter dieser hindurch.

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Blick in den St.Annatunnel. Fotos Stefan Bossart

Die Rennstrecke unter Wasser
Im St. Annatunnel scheint die Zeit stehen geblieben sein. Zwei hölzerne Rolltreppen aus den 30er-Jahren führen 31 Meter unter Boden. Zwei wieder hinauf. Dazwischen liegt ein 570 Meter langer schnurgerader Tunnel. Weiss gekachelte Wände, graue Platten am Boden. Eine eigentliche Rennstrecke. Wer nicht aufpasst, wird mit einem kurzen Klingeln wieder auf die rechte Bahn gebracht. Das Hauptverkehrsmittel der Antwerpen ist das Fahrrad. Links. Rechts. Überall sind die Drahtesel. Selbst im engen Gang des Tunnels. Dies wäre zwar laut einem aufgehängten Schild „verboden“. kümmern tut dies niemanden. Klingeling. Klingeling. Sie sind lauter als Mechmets Geigenklänge. Ihn lerne ich im Antwerper Zentrum gleich mehrfach kennen. Zwei Euro werfe ich ihm für sein Spiel morgens um 9.00 Uhr in den Hut. Er dankt es mir. Mit einem freundlichen Winken. Gefühlte zehn Mal. Immer dann, wenn ich ihm aus einem anderen Strassencafé zuhört. Beim letzten Zusammentreffen macht er gar einen Knicks. Ich schenkt ihm jene sechs Euro, die der Besuch der Liebfrauen-Kathedrale gekostet hätte. Im Unesco Kulturerbe ist Beten zum Nulltarif unmöglich. Mechmet soll es recht sein.

Der Countdown
Es wird Abend in Antwerpen. Und mit der Dunkelheit steigt meine Spannung. Nun sollte das 110 Meter lange Tankschiff „Piz Julier“ und mit ihr auch Claudio Ackermann vor Ort sein. Erreiche ich ihn? Werde ich den Nebiker zwischen den tausenden von Ankerplätzen finden?

Dies lesen Sie in der Printausgabe vom Mittwoch. News vom Schiff gibt es in den kommenden Stunden trotzdem.

Als Leichtmatrose unterwegs

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Schiff ahoi! Taglöhner Bossart heuert in Antwerpen auf einem Tanker an und erlebt auf dem Rhein  dank eines Nebikers die Fahrt seines Lebens.

„Kunst esch gäng es Risiko“

Nach der Arbeit wird philosophiert. Was hat es mit Mani Matters Liedzeile „Kunst esch gäng es Risiko“ auf sich?  Kurt F. Hunkeler nimmt sich der Frage von Taglöhner Bossart an. Er bezeichnet seine Arbeit als grösste Hoffnung, die von Risiken nicht verschont bleibt. Etwa dann, wenn sein Lastwagenchauffeur mit einem zu kleinen Fahrzeug vorfährt.

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Eine lehrreiche Putzete

 

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Während Marie-Theresia Theiler Kisten schleppt, lässt Taglöhner Bossart auf ihr Geheiss den Staubsauger aufheulen.

Baselstrasse 42 in Dagmersellen. 29 Jahre war hier das  Zuhause von Marie-Theresia Theiler und ihren Kindern. Jetzt hat sie  das Haus verkauft, zieht mit ihrem Lebenspartner Dölf nach Willisau. «Man wird nicht jünger. Es ist Zeit, dass eine junge Familie an der Geschichte des Hauses weiterschreibt.» Auch Taglöhner Bossart darf ein paar Sätze dazu beitragen. Boden shamponieren und Fenster putzen oben im Dachstock ist angesagt. Doch zuerst geht es mit dem Staubsauger den Spinnennetzen an den Kragen. «Eigentlich sind wir ein wenig Spinner, dies zu tun», sagt Marie-Theresia Theiler. Warum? Das Lesen Sie am Mittwoch im Böttu!

Mein Korrespondent, mein Chef

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Taglöhner als Holzer im Einsatz: Wer A sagt muss B sägen.

Sonja, Saskia, Irene, Edith, Adelheid oder Meret. Bärti, Markus, Vizzi oder Willi… Ohne Korrespondenten würde Redaktor Bossart in der Arbeit buchstäblich ertrinken. Zu meinen besten Leuten «im Stall» zählt auch der Langnauer Emil Stöckli. «Du bist doch Taglöhner. Wir hätten eine Menge Holz zum Sägen», teilt mir seine Frau Heidi am Telefon lachend mit, als ich Emil für einen Auftrag gewinnen wollte. Was als Spass gedacht ist, nimmt Taglöhner Bossart ernst.

 

Eine haarige Sache

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An der Arbeit: Die fertigen Bilder stellt Kurt F.Hunkeler vom 14. bis 22. Oktober im Rathaus Sursee aus. Foto Stefan Bossart

Taglöhner Bossart bekommt seinen zweiten Auftrag. Am anderen Ende der Strippe: Künstler Kurt F. Hunkeler. Sein Job-Angebot: Drei Pinsel waschen. Was leicht tönt, artet in wirklicher Arbeit aus. „Palmolive“ auf die Handfläche und des Malers Werkzeug darin drehen, drehen und nochmals drehen. Auswaschen. Und das ganze Prozedere beginnt von vorne. Kurzum: Drei Pinsel = 30 Minuten Arbeit!