Sommerserie 2013 – Hausbesuch

Hausbesuch im Schloss Heidegg

Fehler
Dieses Video existiert nicht

Und schon beginnen die letzten Tage unserer Sommerserie 2013. Als letzter Hausbesucher ist WB-Redaktor Norbert Bossart unterwegs. Er ist zu Gast im Schloss Heidegg in Gelflingen.

Ab sofort berichtet er hier im Blog über seine Erlebnisse, teilt News und Fotos auf Facebook und Twitter.

Übrigens: Falls Sie sich gefragt haben, warum Redaktor Bossart mit einem Schirm herumläuft – Nein, es regnet heute nicht im Seetal. Wir haben das Video bereits im Vorfeld gedreht. Und auch auf der Heidegg geraten die Bewohner und Besucher heute gehörig ins Schwitzen.

WB-Sommerserie: Redaktorin sagt der Marienburg Adieu!

Obwohl ihr Priorin Margrith gar eine der Anbetungen vom Herz-Jesu-Freitag anvertraut hätte: WB-Journalistin Evelyne Fischer sagte der Schwesterngemeinschaft Adieu. Hier nochmals einige Fotoimpresssionen:

Die WB-Sommerserie „Hausbesuch“ geht weiter: Redaktor Norbert Bossart hat die Koffern gepackt. Wohin es ihn verschlägt? Das Geheimnis wird am Mittag gelüftet.

Klostereintritt am Nationalfeiertag vor 58 Jahren

Die Wikoner Schwestern sind ein eingespieltes Team. Kein Wunder. Seit Jahrzehnten arbeiten die zehn Benediktinerinnen Seite an Seite. Gerade um ihre älteste Mitschwester Benigna kümmern sich die Seniorinnen rührend. Mutter Priorin rückt ihr im Schwesternchor den Schleier zurecht. Schwester Benedikta hilft ihr beim Gehen. Schwester Myriam-Dominique kümmert sich gleichsam als „Kammerzofe“ um ihre Zelle.

Was die Frauen in all den Jahren derart zusammengeschweisst hat und warum sie die Marienburg nicht mehr verlassen haben? Drei Benediktinerinnen erzählen es im WB-Video. „Bühne frei“ für Schwester Franziska, Schwester Pia (gebürtige Ettiswilerin) und Schwester Luzia. Und – ihre Bescheidenheit in Ehren: Aber für Schwester Pia war der 1. August ein ganz besonderer Tag. Genau heute vor 58 Jahren trat sie nämlich ins Kloster ein. Bekannt ist sie nicht nur für den von ihr gepflegten Friedhof. Mit ihrer Bernina bringt sie so manches Ordenskleid wieder in Schuss. Wobei: „Bei diesen Temperaturen kommt uns eine „Lüftung“ hie und da gar nicht so ungelegen“, sagt die 80-Jährige.

Fehler
Dieses Video existiert nicht

Nationalfeiertag auf der Marienburg

Pfarrer.jpg

Trotz dem Nationalfeiertag läuteten die Glocken wie an jedem Werktag um 7 Uhr zum Gottesdienst. Allerdings erschien zur Eucharistiefeier heute auch viel Volk von auswärts – Gläubige, die den frühen Segen auf der Marienburg empfangen wollen.Schggi.jpg

Dennoch: Der 1. August hinterlässt auch im Klosterleben seine Spuren. Rote Papierservietten mit einem Schweizerkreuz liegen im Konvent auf, Fähnchen zieren die Tische. Auch ein Schöggeli darf nicht fehlen – wie an jedem wichtigen Feiertag.

Brot.jpg

Ungewöhnlich sind auch die lüpfigen Volkslieder wie „Vo Lozärn gäge Weggis zue“ oder „S’Guggerzytli“, die Schwester Myriam-Dominique via Plattenspieler während dem Frühstück erklingen lässt. Für die Benediktinerinnen gilt derweil noch immer das Schweigegebot. Erst wenn sie auf Geheiss der Mutter Priorin ihr Geschirr zusammengestellt haben, tauschen sie wieder Worte aus. Danach geht jede Ordensfrau ihrer Arbeit nach.

Priorin.jpg

Mutter Priorin Schwester Margrith erstellt den Ämtliplan für die nächsten zwei Wochen. Im Gang beim Konvent zeigt eine Tafel an, wer während 14 Tagen welche Pflichten zu erledigen hat.

Amt.jpg

In der Küche sind derweil Schwester Luzia und Köchin Sofija Zefit fleissig. Geschnetzeltes steht am Nationalfeiertag auf dem Programm. Und wie es ob den Erdbeeren scheint, dürfen die Schwestern heute auch ein Dessert geniessen.

Hildegard5.jpg

Schwester Pia, ursprünglich aus Ettiswil, ist für die Pflege des Friedhofs verantwortlich. Ihre Giesskanne verstaut sie hinter dem Grab der Ordensgründerin, Gertrud Leupi. Der Sprinkler heisst im Schwestern-Jargon übrigens „Petrus“. In welchem ausgeklügelten Versteck sie für den Schlüssel zum Wasserhahn versorgt, wird hier nicht verraten.

Pia.jpg

Schwester Anne-Marie, mit ihren 66 Jahren die Jüngste im Bunde, sorgt für Ordnung im Konvent. Sie ist neben Schwester Myriam-Dominique die zweite Welsche auf der Marienburg, spricht aber perfektes Luzerndeutsch.

Anne-Marie.jpg

Himmlische Klänge hoch über Wikon

Myriam.jpg

Musikalisch sind die Wikoner Schwestern bekanntlich alle. Dies beweisen sie nicht nur dann, wenn ihr Gesang durchs Schiff erklingt. Für besondere musikalische Sternstunden sorgt jeweils Schwester Myriam-Dominique. Die 83-Jährige besitzt sowohl das Klavier- als auch Orgeldiplom, spielt zudem Geige und unterrichtete am Töchterinstitut auch Keyboard. Seit 1983 lebt die gebürtige Freiburgerin auf der Marienburg. Bereits zuvor aber verbrachte sie einige Jahre hoch oben über Wikon. Am Nationalfeiertag bereichert sie mit ihrem Spiel den Gottesdienst. Eine kurze Kostprobe ihres Könnens aus einer „Übungssequenz“ gefällig? Voilà.

Fehler
Dieses Video existiert nicht

Im einstigen Töchterinstitut

Nach einem kurzen Spaziergang durch den Wald führt Schwester Benedikta die WB-Reporterin am Mittwochnachmittag durch das einstige Töchterinstitut. Auf dieses folgte 2004 bis im Sommer 2010 das Kompetenzzentrum für Gesundheitsberufe Zentralschweiz. Seither stehen die Räumlichkeiten leer. Von Zeit zu Zeit werden die Räume für Seminare an Aussenstehende vermietet oder für Exerzitien genutzt. Das untere Bild zeigt den einstigen Theatersaal.

Institut3.jpg

Viele der 20 Zweier- und 40 Einerzimmer sehen noch immer aus, als hätten die letzten „Mädchen“ und Lernenden erst gestern die Marienburg verlassen. Wie das WB-Video zeigt, sind die Betten feinsäuberlich hergerichtet. Auch in den Schulzimmern könnte der Betrieb jederzeit wieder aufgenommen werden.

Institut2.jpg

Im nächsten Jahr kehrt für rund ein Jahr wieder Leben in die verwaisten Räumlichkeiten ein: Aufgrund interner Umbauten bringt das Alters- und Pflegezentrum Waldruh von Willisau rund 40 Bewohner in Wikon unter. Das nächste Bild zeigt deren künftige Cafeteria – notabene mit Zugang zu einer grosszügigen Terrasse.

Institut1.jpg

Ein Morgen im Leben der Marienburg-Schwestern

Aussicht.jpg

Mittwoch – ein weiterer prächtiger Tag ist angebrochen. Schon frühmorgens, kurz vor der Laudes um 6 Uhr, weist mich Mutter Priorin auf die „herrliche Aussicht in die Berge“ hin. Recht hat sie. Erst später hatte ich aber Gelegenheit, den Fotoapparat zu zücken.

Messe.jpg

Nach Morgenlob, Betrachtung – wenn die Schwestern Psalmen ihrer eigenen Wahl studieren – und Terz hielt Spiritual Thomas Beutler die Messe. Auf der Marienburg haust nämlich auch ein Mann. Mehr zu ihm lesen Sie in der WB-Samstagsausgabe.

Schwestern1.jpg

Um 8 Uhr klingelt die Glocke schliesslich zum Frühstück. Alle Schwestern ausser Franziska, die aufs Frühstück verzichtet, nehmen nach einem kurzen Gebet ihren gewohnten Platz ein. Im oberen Bild zu sehen (von links): Schwester Pia, Schwester Anne-Marie, Schwester Myriam-Dominique, mein Platz und Schwester Benedikta. Auf das Zeichen von Mutter Priorin hin reicht die Oberste am Tisch Brot, Butter, Konfitüre, Käse, Kaffee und Milch an die nächste weiter. Die unterste Benediktinerin reicht die Schalen wieder zurück. Später folgt ein zweites Schöpfen. Nun bleiben die Kannen und Schälchen aber am Tischende, Schwester Pia bringt diese anschliessend in die Küche zurück.

Schwestern2.jpg

Sobald Mutter Priorin das Glöcklein erklingen lässt, stellen die Schwestern das Geschirr zusammen. Im Bild (von links): Schwester Margrith (Mutter Priorin), Schwester Benigna, Schwester Hildegard und Schwester Luzia. Nach einem weiteren Gebet geht nun jede Ordensfrau ihrer täglichen Arbeit nach. Hier ein paar erste Eindrücke:

Franziska.jpg

Schwester Franziska hilft der Küche momentan beim Abwaschen. Sie ist mit ihren 71 Jahren die drittjüngste Schwester im Kloster. Nur Anne-Marie mit 66 Jahren und Luzia mit 68 sind jünger. Schwester Franziska hat drei besondere Schätzli: ihre Katzen. Hier mit „Silveli“.

Benedikta Zmorge.jpg

Schwester Benedikta ist noch bis Samstag fürs Morgenessen von Spiritual Thomas Beutler besorgt. Sie wäscht danach auch das Geschirr ab. Auf der Marienburg spricht man übrigens konsequent vom „Frühstück“ – dieser hochdeutsche Ausdruck stammt noch aus der Zeit des Instituts, lässt mich Priorin Margrith wissen.

Hildegard2.jpg

Auch bei den Schwestern fällt Wäsche an: Sieben bis zehn Maschinen lässt die Zofingerin Maria Lindegger (rechts) pro Woche laufen. Seit 1988 arbeitet sie auf der Marienburg. „Am Anfang hatte ich riesigen Respekt vor den Schwestern im Ordenskleid und dachte, die sind nicht von dieser Welt“, sagt die 47-Jährige. Später habe sie gemerkt: „Auch Benediktinerinnen sind Menschen.“ Schwester Hildegard hilft ihr auch mit ihren 90 Jahren noch fast täglich beim Wäsche Zusammenlegen.

Benigna.jpg

Eine Schwester auf der Marienburg darf ohne schlechtes Gewissen etwas kürzer treten: Schwester Benigna. Die 99-Jährige stammt ursprünglich aus Niederbüren SG und wuchs gleich neben der Kirche auf. Ob dies wohl ihren Weg bereits vorgespurt hat? Jedenfalls entscheidet sich das elfte von zwölf Kindern für das Lehrerinnenseminar, unterrichtet später auch auf der Marienburg Hauswirtschaft und Handarbeit. „Hunderte von Schülerinnen lernte ich in all den Jahren kennen“, sagt Schwester Benigna. Trotz ihrem hohen Alter und dem einen oder anderen Gebrechen mag sie nicht jammern. „Nur mit dem Kurzzeitgedächtnis happert es dann und wann“, meint sie, schmunzelt und fragt mich ein weiteres Mal nach meinem Namen.

Unterwegs mit der „Hausapothekerin“

Rings um die kahlen Betonmauern des Klosters gedeiht ein prächtiger Garten. Trauben und Kiwis ranken sich um die Pergola. Normalerweise schaut Schwester Ursula, die gerade zwei der insgesamt drei Wochen Urlaub einzieht, bei Zucchettis, Tomaten, Salat und Kürbis, Bohnen und Gurken zum Rechten. Nur der Randen wollte heuer nicht recht gelingen. Trotz Gottes Segen: Vor Wetterkapriolen ist auch das Kloster Marienburg nicht gefeit.

Benedikta.jpgSchwester Benediktas (Bild) Schützlinge sind über den ganzen Garten versät: Die 79-Jährige hegt und pflegt eine Vielzahl von Heilkräutern und -gräsern. Angefangen bei der Ringelblume über den Wallwurz bis hin zur Zitronenmelisse. Nicht zu vergessen Minzensorten, so weit das Auge reicht. Ob Orangenminze oder Englische Minze, Apfel-, Ananas- oder Krauseminze: Die ursprünglich aus Gommiswald SG stammende Schwester kann aus dem Vollen schöpfen. Für viele Gebrechen weiss Kräuterfrau Benedikta Rat. Täglich eine Tasse Antigrippentee im Herbst schützt vor Bettlägrigkeit im Winter, Goldmelissensirup oder Hopfentee verhilft zu einem guten Schlaf, ihr Kräuter-Magenbitter bringt jeden Magen wieder in Schwung. Selbst reibt sie sich täglich Wallwurz-Salbe ein, eine „natürliche Geheimwaffe“ aus Melkfett gegen ihre Rückenschmerzen.

Benedikta3.jpg

Ihre Mittelchen und Unterstützung bringen auch ihre Mitschwestern stets wieder auf die Beine. Der einen hilft sie beim Anziehen der Gummistrümpfen, der anderen beim Baden. Besondere Aufmerksamkeit geniesst Schwester Benigna – nicht von ungefähr. Im März durfte diese ihren 99. Geburtstag feiern und ist somit die älteste Wikoner Schwester überhaupt. Sie lässt sich von ihrer jüngeren Mitschwester die Haare waschen. „Es ist schön, der Gemeinschaft zu helfen und voneinem reichen Kräuterfundus in der unmittelbaren Umgebung profitieren zu können“, sagt „Hausapothekerin“ Benedikta.

Benedikta2.jpgAuch für die WB-Redaktorin hat der Gartenrundgang unverhofft gefruchtet: Zum Schluss überreicht ihr Schwester Benedikta eine „gluschtige“ Teemischung aus Sonnenblumen, Malven, Zitronenmelisse und Orangenminze.

Schwere Kost im Konvent

Foto3Nach Rosenkranz und Vesper begeben sich die Schwestern zum Nachtessen in den Konvent. Jede Benediktinerin hat ihren Stammplatz. Jede besitzt ihr eigenes Besteck. Auch ich. In einer rosa Hülle stecken Gabel, Messer, Suppenlöffel und Teelöffel. Eigenhändig wäscht jede ihr Besteck nach dem Mahl mit warmem Wasser ab. Ich tue es den Schwestern gleich.Foto2

Wie schon am Mittag sorgt Schwester Pia (links), ursprünglich aus Ettiswil, für ständigen Nachschub. Mitschwester Luzia liest derweil etwas vor. Heute ist der Böttu an der Reihe. Im Fokus: die Sommerserie. Während wir an den beiden Tischen genüsslich in ein Stück Kirschenwähe beissen, lauschen wir ihren Worten am Lesepult. Schwere Kost.

Foto6

Die ausgewählten Passagen handeln von Lucy H., einer misshandelten Frau, die WB-Kollegin Irene Zemp im Rahmen ihres Besuches im Frauenhaus kennenlernte. Ihr Schicksal lässt einem zwischendurch trotz leckerster Speise leer schlucken. Das Nachtessen zubereitet hat übrigens Küchenfee Dorothea Wullschleger. Zusammen mit zwei weiteren Frauen bildet sie das dreiköpfige Küchenteam, das die zehn Schwestern – und mitunter auch mich – kulinarisch verwöhnt.

Nach einer kurzen Erholungszeit treffen sich die Benediktinerinnen nochmals im Schwesternchor zum letzten Gebet des Tages: Komplet. Den Konvent verlassen sie aber erst, nachdem bereits für das Frühstück für den nächsten Morgen alles vorbereitet ist.

Foto5

Im Herrenstock auf der Marienburg

FotoPunkt 10 Uhr nahm Priorin Schwester Margrith am Dienstag WB-Redaktorin Evelyne Fischer im Kloster Marienburg in Empfang. Im Herrenstock, Zimmer 36, bezog die Reporterin ihr Bett – dort wartete bereits eine süsse Versuchung auf sie. Nach einem Milchkaffee gings zum ersten Mal ins Gebet – weitere folgten.

FotoDerzeit leben nur neun statt zehn Schwestern auf der Marienburg. Grund: Benediktinerin Ursula hat diese Woche Urlaub. Für alle anderen Schwestern läuft derweil trotz Ferienzeit das „Tagesgeschäft“ normal weiter. Der Garten will gepflegt sein, der Abwasch fällt an, Fenster gilt es zu reinigen, die nächste Mahlzeit wird vorbereitet. Ihre Hauptaufgabe besteht aber vor allem im gemeinsamen Beten. „Stellvertretend richten wir die Bitten und Sorgen unserer Mitmenschen an Gott“, sagt Priorin Margrith.