Sommerserie 2013 – Hausbesuch

„Hansi ist mein Ein und Alles“

Haustiere wirken sich positiv und belebend auf Menschen aus. Das schreibt das Feldheim in seiner Hausbroschüre. „Sie helfen gegen die Vereinsamung der Bewohner“, sagt Co-Pflegedienstleiterin Dora Wyss. Trotzdem halten sich nur zwei der total 150 Bewohner ein Haustier. Eine Bewohnerin haust mit Chregu, einer Katze in ihrem Zimmer. Eine zweite – nämlich die gebürtige Eberseckerin Louise Erni (auf dem Bild)  – teilt mit einem braunen Kanarienvogel ihre Wohnung. „Hansi ist mein ein und alles“, sagt die Pflegeheimbewohnerin. Am Abend, bevor sie zu Bett geht, deckt sie das Vogelkäfig zu. So könne Hansi besser schlafen. In den frühen Morgenstunden wird wieder abgedeckt. „Dann beginnt Hansi sofort zu singen“, sagt die 81-jährige und strahlt.

Neben den zwei Haustiere streifen mit Trixli und Basil auch zwei Katzen auf den Stationen. „Sie sind bei den Bewohnern sehr beliebt“, sagt Dora Wyss. Als Haustiere erlaubt sind im Feldheim Katzen und Vögel. Hunde eher nicht. Warum? „Ein Hund will sich bewegen und braucht Auslauf. Das können ihnen die Bewohner meistens ja nicht mehr bieten.“ Aber auch bei den Katzen und Vögel gibt es Bedingungen, die erfüllt sein müssen. „Die Katzen müssen gesund sein, geimpft und die Angehörigen der Bewohner müssen sich bereit erklären, sich notfalls um das Tier zu kümmern.“ Also beispielsweise einen Termin beim Tierarzt zu organisieren. Oder sich um das Tierfutter zu kümmern. DSC_0254

Ein Herz für Tiere

Wenn Alfred Leiser beim Kleintiergehege im Feldheim auftaucht, zwitschern die Vögel und schnattern die Enten. Kein Wunder. Der Reidermooser kommt nicht mit leeren Händen. Jeden Tag um 9 Uhr füttert der 92-jährige die Ziegen, Gänse, Kaninchen, Zebrafinken, Wellensittiche und Papageien. Für die Kaninchen gibt es hartes Brot, Salat und Apfel. Für die Ziegen Heu, Mais und Haferflocken.

Alfred Leiser betreut die Kleintieranlage seit letztem Mai. Das Amt hat er vom Nebiker Sämi Minder geerbt. Der frühere Kaninchenzüchter musste aus Krankheitsgründen etwas zurückstecken. „Tiere haben mich schon immer interessiert“, sagt Alfred Leiser. Er ist Mitglied im Ornithologischen Verein in Reiden.

Alfred Leiser wohnt mit seiner Frau Maria in einer altersgerechten Wohnung im Kommendeblick. Heute ist er etwas früher als sonst im Kleintiergehege. Wegen der Hitze. „Lieber dann arbeiten, wenn es noch erträglich ist“, sagt er. Das finden auch die Enten. Kaum haben sie an den Salatresten geknappert, tauchen sie in ihr kühles Nass. DSC_0244

Die Mercedes und Ferraris im Feldheim

Wenn im Feldheim zu Tisch gebeten wird, herrscht nicht selten Stau vor dem Ess-Saal. Schuld daran sind die „fahrenden Krücken“ – die Rollatoren. In Reih und Glied parkieren die Bewohner ihre Fahrzeuge. Nicht neben dem Stuhl, sondern direkt neben dem Speisesaal. „Sonst müsste das Servierpersonal mit den Tellern einen wahren Slalomparcours absolvieren“, sagt Pflegeassistentin Ruth Bader.

Rund 70 Prozent der Feldheim-Bewohner benutzen im Feldheim einen Rollator, schätzt Bader. Die Geh-Hilfe dient ihnen als Stütze und als Fortbewegungsmittel. Einige bringen ihn von zu Hause ins Alters- und Pflegezentrum, andere suchen sich ein Modell im Feldheim aus. Was auffällt am Fahrzeugpark: ein Rollator ist nicht gleich ein Rollator. Platzhirsch und beliebtestes Modell unter den Vierrädern ist der „Gemino 30 S“. Er ist etwa acht Kilogramm schwer, in der Höhe verstellbar und hat vier bereifte Räder. Dazu ist er knapp einen halben Meter breit, 70 Zentimeter lang und ausgerüstet mit einem Transportkorb. Daneben ist auch das Modell Bimeda auszumachen. Dies ist ein etwas älteres Modell, aber durchaus gefragt im Feldheim.

Um sein Fahrzeug leichter zu finden, sind die Bewohner kreativ. Es hängen verschiedenfarbige Tücher, Schlüsselanhänger oder Taschen an den Rollatoren. Gibt es Zweifel, hilft ein Blick auf das Gerät. Dort ist jeder Fahrzeughalter schriftlich vermerkt. Schampar praktisch und ohne Probleme ausfindig zu machen, ist der Rollator von Margrith Vonarburg aus Reiden (auf dem Bild). Die Bewohnerin, die von allen „Gritli“ genannt wird, hat ihren „Mercedes“ mit Windrädli, Herzen oder Plüschtierli geschmückt. „So eine fendsch kes zwöits mou“, sagt sie und stapft davon. Sie hat wohl recht.

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Stocki und Schweinsbraten

Härdopfustock? Am liebsten jeden Tag. Braten? Noch so gerne. Fernando Soares, stellvertrender Küchenchef im Feldheim kennt die kulinarischen Wünsche der Feldheim-Bewohner. „Am liebsten haben sie die gutbürgerliche Küche.“ Zu Modernes ist verpönt. Trotzdem sagt Soares: „Wir testen immer wieder neue Gerichte aus.“

17 Mitarbeiter arbeiten in der Feldheim-Küche. Weit über 70 000 Menüs werden jährlich von der Küchenmannschaft zubereitet. Nicht alle nur für die 150 Bewohner. Täglich gehen laut Soares etwa 20 Menüs an den Mittagstisch in Langnau und Richenthal, bis zu 80 Menüs für die Besucher in der Cafeteria und 30 Menüs an die Haushaltungen der Mahlzeitendienst-Kunden. Etwas weniger sind es während den Ferien.

Wie sieht das perfekte Feldheim-Essen aus? Fernando Soares ist gelernter Diatköch. Er muss es wissen. „Gesund, mit saisonalen Produkten, abwechslungsreich und schön zubereitet.“  Ob das die Bewohner gleich sehen? Das erfährt die Küchenmannschaft schnell und direkt. „Wir erhalten sehr viele Feedbacks“, sagt Soares. Zudem lädt die Küche alle Bewohner jeden Monat zu einem Menüstammtisch ein. Zwischen 10 und 15 besuchen den Stammtisch. Küchenchef Roland Egli oder sein Stellvertreter Soares hören den Bewohnern zu. Diese bringen Wünsche an, machen Komplimente oder geben Tipps.

Fernando Soares greift zum Ordner und zeigt mir das Juni-Protokoll. Lob gab es für das Schinken-Cake. „Bitte nochmals machen.“ Oder für den Poulet-Salat: „Er war sehr fein.“ Tadel ernteten die Spiegeleier. Diese seien „zu gummig“ gewesen, der Randensalat „zu dick geschnitten.“ DSC_0229

Wie das Sonntag-Znacht bei den Bewohnern ankommt, wissen wir noch nicht. Fertig zubereitet ist es jedenfalls, wie das Bild mit dem Willisauer Küchenangestellten Andy Moser (24) zeigt. Das Griessköpfli mit Beerengrütze wird in einer Viertelstunde serviert. E Guete!

Ein spezieller Tag

Mein Eintritt ins Feldheim ist ruhig. Sonntags ist kaum Programm. Keine Handarbeit, keine Kochgruppe und auch kein Gedächtnistraining. Das Schöne für die Bewohner: „Am Sonntag haben wir mehr Zeit für sie“, sagt Gisela Fankhauser. Die Altbürerin ist Stationsleiterin im Pflegeheim. Mit ihr kümmern sich heute Sonntag drei Pflegepersonen um die 14 Bewohner auf der Station. Einige der Frauen tragen heute ihre schönsten Blusen und der eine oder andere Mann schnürt sich eine Krawatte um den Hals. „Die Bewohner duften am Sonntag besonders gut“, sagt Gisela Fankhauser. Ein Grund: Einige kriegen heute Besuch von ihren Angehörigen. Auch ich. Von meinen Eltern. Lange dauert die Visite nicht. Um 11.15 Uhr ruft das Mittagessen. Es gibt Curry-Bananen-Cremesuppe, Lammgigot mit Thymianjus, Bratkartoffeln und Peperonata. Als Dessert ein Orangen-Flan-Surprise. Mehr über Kulinarisches, enge Parkmöglichkeiten vor dem Speisesaal und die Lieblingsmenüs der Bewohner – später in diesem Blog.

Hausbesuch im Feldheim Reiden

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Von der Alp im Napfgebiet ins Alters- und Pflegezentrum im Wiggertal: WB-Redaktor Stephan Weber übt in den nächsten Tagen das Leben im Alter.

Was er im Feldheim alles erlebt, lesen und sehen Sie in dieser Zeit hier auf dem Blog, auf Twitter und auf Facebook.

Ond Tschüss… Ein Dank an Chregu und Hansueli

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Samstagnachmittag. Ich bin bereit für die Rückreise. Drei Tage war ich auf der Alp Stächelegg zu Gast. Ich kehre mit vielen tollen Eindrücken in die Redaktionsstube zurück. Statt Disteln hacke ich in wenigen Stunden wieder auf der Tastatur. Bringe hoffentlich zu Papier, was ich erlebt habe. Am Dienstag ist das Resultat zu lesen. Trotz Augenringen, die ich einem gehörnten Zimmernachbarn zu verdanken habe… Das Geheimnis des Stächelegg-Hausgeistes verrate ich. Aber eben. Erst am Dienstag.

Zwei Peronen möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich danken:

Dem weltoffenen Einzelgänger Chregu,

… der mir die Türe zur Stächelegg öffnete und ein hervorragender Gastgeber war.

… der mir bereitwillig alle Fragen beantwortete.

… der für mich jeden Morgen einen Espresso aufsetzte.

… und mich nicht ohne Sonnenkappe und Handschuhe zur Arbeit liess.

Hansueli, meinem meisterhaften Lehrmeister,

… der mir geduldig das Kalk-Säen beibrachte.

… mich beim Kochen mit Witzen bei Laune hielt.

… und meine abgestellten Schuhe vor dem Zubiss des Hofhundes Kuba rettete.

Merci, Chregu, merci Hansueli. Ond Tschüss. Oder besser gesagt: Auf Wiedersehen.

Mit der Milch in den Himmel

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Mit fünf  Milchkannen und 60 Eiern im Gepäck gehts am Samstagmorgen auf die nächste holprige Fahrt. Ich darf Chregu hinunter in den Frankhausgraben begleiten. Doch im Schlegelgraben ist Endstation:  Zündschlüssel des Subarus  drehen und die Handbremse gut anzuziehen. Wir steigen wegen der Steigung um. In eine kleine, abenteuerliche Luftseilbahn, die zum Grüebli auf 1299 Meter über Meer führt. Einem Ort in luftiger Höhe, wo himmlischer Käse hergestellt wird.

Martin Lönmo (Bild) ist auf dem Hof von Mirco Ghezzi und seiner Frau Heidi fürs Käsen zuständig. Verraten sei: Wer den Grüebli-Käse nie probiert, hat etwas verpast. Und dies muss nicht sein. Was in Martin Lönmos  holzbeheiztem Kupferkessi bei 32 Grad gerinnt, gibt es in Chregus Hofladen auf der Stächelegg zu kaufen.

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Chregus Stammgäste

Gibt es Gold am Napf? „iuu“, sagt Chregu. Es liege direkt vor seiner Haustüre, sei 0,5  auf vier Meter gross. Damit meint er seinen Verkaufstisch, auf dem Trockenwürste, Käse, Kuchen oder Ziegerkarpfen liegen. Rund 50 Prozent von Chregus  Einkommens spielt der Laden ein.

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Zwei, die gerne hier Rast machen, sind Urs Zemp und Jolanda Lötscher (siehe Bild). Die  Hergiswiler machen zwei bis dreimal pro Woche bei Chregu Halt, um den Durst zu stillen. „Für mich ist dies ein idealer Ausgleich zu meinem Bürojob als Logistiker bei der Firma Hostettler AG in Sursee und zum Training im Keller“, sagt Nationalliga-A-Ringer Zemp. Für seine Freundin ist der Besuch billiger als jener beim Psychiater, sagt sie und lacht. „Bim Chregu cha mer haut öber Gott und d‘ Wält diskutiere.“ Auf der Stächelegg nach einer Wanderung, einem Napflauf oder einer Bike-Tour Rast zu machen, sei Lebensqualität pur. Apropos Bike: Die beiden empfehlen für geübte Fahrer folgende Strecke: Ahorn- Niederänzi-Hochänzi-Napf-Stächelegg-Gmeinalp-St.Joder-Hergiswil. Allen, welche diese Tour machen wünscht der WB viel Vergnügen – und ein paar goldige Momente auf der Stächelegg.

Die Hausführung

Wohl jeder ist schon an der Stächelegg vorbeigewandert oder hat im Beizli davor Platz genommen. Doch wie sieht es eigentlich im Innern des Hauses aus? Hier ein paar Impressionen:

Zwei in einem: Die Dusche in der Küche. Übrigens: Vor dem Haus ist eine riesige Holzbadewanne. Ein Bottich zum Einfeuern.IMG_8055

Das Spielzimmer von Border-Collie Kuba: Eigentlich der Eingang zum Gebäude, aber dank der vielen Schuhe das Paradies des 4 Monate alten Rackers.

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Das stille Örtchen hat Stil. Man beachte das wunderschöne Bild an der Wand.

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Blick in die Küche.

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Das Stubali: Eine Wohnstube mit Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau.

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Die Haustüre: Hier in Action sieht man Flavi, ein mauzendes Schwergewicht auf der Stächelegg.

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Bei diesem Haus haben nur 32 Bewohner zu meckern: Die Geissen im direkt angebauten Stall.

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Und zu guter Letzt: Dieses Plakat bei der Türe zeigt: Der Horizont der Stächelegg-Älpler hört nicht  bei Glarner- und Berneralpen auf.

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